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Aufrecht gehen macht gesund und selbstbewusster

Das aufrechte Stehen und der aufrechte Gang sind besondere Wesensmerkmale des Menschen und waren die erste große Revolution in seiner Entwicklung. Kleinkinder üben monatelang, bis sie diese Leistung vollbringen können. Schaut man sich jedoch heutzutage um, entdeckt man viele Menschen, die sich damit schwer tun. Zu viel Zeit vor dem Computer, dem Fernseher oder über das Smartphone gebeugt, schädigen die Haltung: gesenkter Blick und hängende Schultern führen zu einem unattraktiven Buckel.

Überwiegend sitzende Tätigkeiten sowie einseitige und nicht genügend Bewegung verursachen Volkskrankheiten wie Rücken-, Knie- und Hüftschmerzen. Ein verkürzter, verhärteter Psoas-Muskel zieht das Schambein nach hinten, so dass sich ein Hohlkreuz bildet. Kann die Bauchmuskulatur nicht dagegen halten, wölbt sich der Bauch nach vorne und die schlaffen Muskeln bieten den inneren Organen nicht mehr den benötigten Halt. Andere können sich beim Gehen nicht richtig aufrichten: ein schwacher Psoas und zu starke Bauchmuskeln ziehen den Oberkörper nach vorne. Die Beinmuskeln werden relativ wenig genutzt, was die Gelenke in Knien und Hüften sowie den Lendenwirbelbereich stark belastet.

Außerdem bestimmt unsere Körperhaltung unsere Gefühle und somit unsere Persönlichkeit. Die Körperhaltung beeinflusst die Psyche über Rezeptoren in den Muskeln, die das Gehirn über die aktuellen Spannungszustände im Körper informiert - ebenso der Gleichgewichtssinn im Innenohr und der Sehsinn. Wer wegen seiner eingefallenen Körperhaltung mit gesenkten Blick geht statt seine Augen überwiegend in der Waagrechten zu fokussieren, schmälert sein Selbstbewusstsein. Ein nach vorne gebeugter Oberkörper behindert außerdem die Zwerchfellatmung und schränkt die Sauerstoffversorgung ein. All diese Informationen werden unbewusst im Gehirn verarbeitet und mit entsprechenden nervösen und hormonellen Signalen beantwortet. Dieses sogenannte Biofeedback funktioniert übrigens in beide Richtungen: wer sich unwohl fühlt, hält sich meist nicht besonders aufrecht.

Schön seit einiger Zeit beschäftigen sich Forscher mit dem genialen Bauplan des menschlichen Körpers und haben herausgefunden, welche Haltungen und Bewegungen anatomisch intelligent sind. Man weiß, dass ein natürlicher und ausgewogener Gang im zwölften Brustwirbel – dort wo der Posas-Muskel ansetzt – initiiert wird. Die Beine folgen der Bewegung. Becken und Brustkorb schwingen spiralförmig mit, die Schritte sind kleiner, die Füße werden stärker gehoben. Man kann mit einem Buch auf dem Kopf balancierend einen aufrechteren Gang üben, besser ist es jedoch mit Hilfe der Biomechanik und der Spiraldynamik, den Körper von den Füßen beginnend bis zur Schädeldecke exakt auszurichten.

Wie das praktisch funktioniert erfährst du z.B. in einer Anusara Yogastunde. Yoga stärkt besonders die tiefliegenden Muskeln, die eine Haltefunktion für die Wirbelsäule haben wie Rücken, Bauch und Beckenmuskulatur. Das Ziel von Anusara Yoga ist, im Alltag falsche Bewegungs- und Haltungsmuster zu vermeiden, eine gewisse Körperspannung zu halten, um so körperlich aufgerichtet als auch geistig stabil durchs Leben zu gehen. Yoga verbessert das Körperbewusstsein, stabilisiert die Gelenke, kräftigt und dehnt gleichzeitig die Muskulatur. Eine gute Haltung ist wichtig,  um einen gesunden Geist und Körper zu erhalten und um in Übereinstimmung mit sich selbst zu sein. Dabei ist Yoga eine der wenigen Bewegungstherapien, die auch zu einer heutzutage umso wichtigeren Entspannung führt. Schmerzen in Schultern, Nacken und Rücken haben ihre Ursache meist im Stress.  Wichtig ist regelmäßig zu praktizieren: schließlich geht es beim Yoga nicht darum, sich behandeln zu lassen, sondern darum, selbst aktiv zu werden.

(Claudia Dahnelt - Lotusblume Yoga & Ayurveda, Frankfurt, August 2015)